Mittwoch, 17. Februar 2010

Zwo Grad minus


Er legte den schmalen Zettel in den Aschenbecher und zerkaute krachend die beiden Hälften des Glückskekses. Gute Ratschläge gab es in rauhen Mengen, aber viele waren auch Schrott. Zum Beispiel: Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter. Wenn man das wirklich machen würde, hätte man vielleicht am Ende eines Tages eine Menge Probleme, wenn es nicht der letzte war, dachte Mardo. Ich würde erst einmal das ganze Geld von meinem Konto abheben und dabei noch bis zur Schmerzgrenze überziehen. Dann würde ich mir vielleicht mit Freunden ein opulentes Mahl gönnen, die feinsten Sachen trinken, mich mit einer Stretch-Limo durch die Stadt gondeln lassen. Natürlich würde ich mich von allen verabschieden, wenn tatsächlich die letzten vierundzwanzig Stunden meines Lebens angebrochen sein sollten, wenn auch meistens per Handy. Vielleicht würde man am Ende des Tages melancholisch werden und ein bißchen in das letzte Glas Rotwein heulen. Jedenfalls wäre es nicht auszuhalten, wenn man jeden Tag so leben würde, als sei es der letzte. Und es würde Freunde, Verwandte und Kollegen auf Dauer sicher überfordern – von meinem Kontostand ganz zu schweigen.

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