Donnerstag, 10. Januar 2013

Landgasthöfe – ein Monolog

Der weltberühmte, unvergleichliche, stets geistreich formulierende, vor Witz sprühende, nie dagewesene und nie wieder weggehende Kiezschreiber präsentiert Ihnen einen völlig neuen Text mit absolut akrobatischen Wortkombinationen, soviel darf ich Ihnen mit ruhigem Gewissen versichern, meine Damen und Herren. Es ist unglaublich, was dieser Magier der Syntax aus jener deprimierend monochromen Ansammlung von armseligen Symbolen auf seiner Tastatur alles zaubern kann. Treten Sie näher und lesen Sie unverbindlich Probe!
„Das ist so ein Gasthaus, da fragst du dich, warum es den Wirt gibt. Und warum es seine dicke Frau mit den rosa Schlappen gibt. Ja: Warum es den Laden überhaupt gibt. Das ist eine Kaschemme, die ist so gnadenlos beschissen, da kommen ganz grundsätzliche Existenzfragen auf. Da fragst du dich am Ende selbst, warum du eigentlich hinein gegangen bist, was dich Hornochsen eigentlich dazu bewogen hat, ausgerechnet in diese hochtoxische Wirtshausbesuchervernichtungsmaschine hinein zu stürzen, nein: herein zu fallen, und es finstert ahnungsvoll in deinem Gemüt: diesmal hast du das falsche Haus betreten, dieses Gastmahl wird das letzte sein, es schnürt dir die Kehle zu, du bekommst keine Luft mehr, es rasselt in deinen Lungen und längst ist es in dem riesigen Saal des Roten Ochsen ganz still geworden. Die beiden Wirtsleute, es sind die im ganzen Ort geachteten Geschwister Stiller mit ihren glatten, runden und fast identischen Gesichtern, stehen nun ganz nah vor deinem Tisch, Hand in Hand, sie lächeln und schauen dir zu. Das letzte, was du sehen kannst, ist ein Teller mit einem Eierpfannkuchen, der mit Puderzucker bestreut und mit zwei halben Erdbeeren garniert ist.“

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