Freitag, 11. April 2014

Die unerträgliche Leichtigkeit des Reichseins

In den alten russischen Romanen, etwa von Tolstoi oder Dostojewski, gibt es die schöne Unterscheidung von Gutsbesitzer und Gutsverwalter. Der Gutsbesitzer ist der entscheidende Mann, sein Prototyp ist Gontscharows „Oblomow“. Er tut nichts, sondern kann sich von den Erträgen seiner Güter ein Leben in Muße gönnen. Der Gutsverwalter macht hingegen die ganze Arbeit und hat den ganzen Ärger. Er ist die Schauseite des Feudalsystems, er allein steht in der Öffentlichkeit, er wird kritisiert und verhöhnt. Die Politiker und die Manager sind die Gutsverwalter unserer Zeit. Die wahren Herrscher tauchen im Internet gar nicht auf, ihre Namen sind bei Wikipedia nicht zu finden. Ich kenne einen Menschen, der für diese Gutsbesitzer tätig ist. Er berät sie beim Kauf von Kunstwerken und in Fragen der Inneneinrichtung ihrer Immobilien. Seine Kunden können sich mit der Freiheit von Kindern durch die Welt bewegen, weil niemand sie kennt. Diskretion statt Personenschutz. Die von Verschwörungstheoretikern gern zitierten Bilderberg-Konferenzen oder die Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos sind nur die Tanzabende ihrer Dienerschaft. Der gewöhnliche Zeitungsleser wähnt sich wohlinformiert, aber in Wirklichkeit kläfft er nur den Mond an.
(verwendete Hilfsmittel: Google, Wikipedia, Pink Floyd, Riesling, Knoblauchfleischwurst, Butter, Brot)

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