Mittwoch, 23. Juli 2014

Andy Bonetti – Die frühen Jahre

Andy Bonetti stammte aus einfachen Verhältnissen. Er lebte mit seinen Eltern und sieben Geschwistern in einem ehemaligen Gewächshaus und hatte vor allem im Sommer großen Schwierigkeiten beim Einschlafen. Er besaß zum Spielen nur einen einzigen Teddybären, dem auch noch die Augen fehlten. Auf dem Nachbargrundstück war eine große und herrlich duftende Spielzeugfabrik, was ihn besonders deprimierte. Bonettis Vater arbeitete als Vogelstimmenimitator in den Gaststätten Bad Nauheims, seine Mutter baute in Heimarbeit Kugelschreiber zusammen. Er besuchte das Elvis-Presley-Gymnasium in Bad Nauheim. Zu seinen Klassenkameraden zählte auch Günther Hau, der später als Erfinder der Escape-Taste zu großem Ruhm gelangen sollte. Bonetti war bereits 27 Jahre alt, als er endlich das Abitur hatte. Er litt im Unterricht an starker Narkolepsie, was vor allem in Sport von großem Nachteil war.
Er arbeitete anschließend als Kegelaufsteller in der Kegelbahn des Ausflugslokals „Zum flotten Lottchen“ und schaffte in den folgenden Jahren den Aufstieg über die Leihschuhvergabe zum Hilfskellner. Als Servierkraft hatte er die Möglichkeit, zahlreiche Geschichten an den Wirtshaustischen zu hören, die später den Grundstock seines dichterischen Schaffens bilden sollten. Er begann zu schreiben, was nicht einfach war, denn er lebte zusammen mit zwei Schlagzeugern in einer WG, die zudem noch am Tourette-Syndrom litten. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, mehr zu sein als bloß ein winziges Sandkorn in der großen Maschinerie des Lebens. Seine allererste Erzählung „Neulich in der Bäckerei“ wirkte noch etwas unbeholfen, vor allem, da weder Brot noch Menschen in ihr vorkommen. Aber schon in „Ein Mittwoch in Kassel“ gewann er an erzählerischer Stringenz. Seine erste Auftragsarbeit war ein Werbespruch für das Schaufenster der Metzgerei Schmirgelberger: „Wurst und Schmalz, Gott erhalt’s“. Dafür bekam Bonetti drei Ringe Fleischwurst und eine Dose Schwartenmagen. Die Konserve besitzt er heute noch, sie soll als Exponat im geplanten Bonetti-Museum ausgestellt werden.
Auf der Herrentoilette des Kaufhauses in der Bad Nauheimer Innenstadt lernte er seine spätere Frau kennen, Ilse Hurtig. Sie hatte sich in der Tür geirrt. Zu dieser Zeit studierte sie Spätbyzantinistik auf Lehramt und redete gerne mit dem Fernseher. Bonetti begann, Texte für das Radio zu schreiben, anfangs war er für die Staumeldungen zuständig. Als der Kollege von den Nachrichten eines Tages, es war ein Aschermittwoch, nicht zur Arbeit erschien, kam Bonettis große Stunde. Er schrieb die Nachrichten und wurde mit dem irrtümlich vermeldeten Tod des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl rasch bundesweit bekannt. Seine Erlebnisse beim Radio hat er später in der Anthologie „Ich höre Stimmen“ zu Papier gebracht. Es folgten Arbeiten für den Pantomime-Kabarettisten Walter Schlund und den auf Altersheime spezialisierten Alleinunterhalter und Elvis-Imitator Oliver Wuppke. 1996 erschien dann sein Debütroman „Andy Bonetti und die Todesmonster vom Mars“, der rasch die Hitlisten des Bahnhofsbuchhandels stürmte. Der Rest ist bekannt. Selbst in Nepal hat man eine Straße nach ihm benannt.
Daft Punk – Voyager. http://www.youtube.com/watch?v=tEJpLDEOivA

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