Freitag, 12. Dezember 2014

Post-Konfetti 3

„Im Augenblick ist Buddha sehr gnädig mit seinem Jünger: Quirinus Dunkler Doppelbock Brauhaus Tegernsee. Ich frage mich, für welches frühere Leben ich BELOHNT, nicht bestraft, sondern BELOHNT werde. Unbegreiflicher Buddha der Trunksucht - wer stoppt dieses herrliche Leben? Ich habe ja früher Suff-Grafiken gemacht. Pro Bier ein Punkt und das habe ich in eine Grafik eingetragen. Das gab dann so eine Art Monats-Gebirge. Wellenförmiges Leben.“
Zum Thema Spundekäs in Berlin: „Nee, Supermärkte habe ich alle schon gecheckt, auch eine Internet-Recherche hat nix ergeben. Und selbst machen is nich, Hase. Ich bin auf dieser Welt nicht zum ‚machen‘ oder gar, um zu arbeiten, zu kochen usw. Das verbietet mir mein indianischer Stolz. Was hat Gott denn Adam und Eva als erstes im Paradies erklärt? Irgendeine Scheiße von Hausordnung oder gar Arbeit? Nein: was sie essen dürfen und was nicht. So ging alles los. Essen und Trinken.“
"Die singende Fleischwurst" und "Beamtenanwärter in Seenot" von Rondo Delaforce. Nur kurze Zeit. Bitte bevorraten Sie sich! (VEB Lustiges Buch, Gorl-Morx-Stodt)
„Im Obdachlosenheim gibt es Bettwanzenrennen mit angeschlossenem Wettbetrieb.“
„Für die Bewerbung wurden nur abgeschnittene Vorhäute akzeptiert, in die eine Nummer eintätowiert war. Der Sieger wurde aus einer Lostrommel gezogen.“
„Live-Bericht von der Front der Erkenntnis: Es ist 9 Uhr morgens und ich bin halt auch kein Mädchen wie du. Hast dir wahrscheinlich gerade einen Tee gemacht, Mr. Teekesselchen. Ich habe beim Bäcker gerade ein halbes Baguettebrötchen mit Rührei und Lauch vertilgt, der köstliche Flammkuchen von Aldi liegt auch schon hinter mir und im Glas funkelt der erste Schoppen ... heute fange ich einfach mal ein bisschen früher an, werde den Sonnenuntergang vermutlich nicht mehr erleben. Der berühmte Morgenblau-Plan der Amis.“
„Neulich habe ich im Traum meine Traumfrau getroffen. Aber ich habe kein Wort heraus gebracht, ich musste aufs Klo. Dann bin ich aufgewacht und musste wirklich mal. Alles fing mit diesem Busfahrer an, mit dieser Durchsage: Der Bus habe keine Toilette. Dann ging es los, 24 Stunden von Berlin nach Neapel. Die ersten Stunden war es kein Problem, aber irgendwann hatte ich einen mörderischen Durchfall. Von Haltepunkt zu Haltepunkt musste ich es einhalten, seitdem habe ich ja einen Schließmuskel wie Arnold Schwarzenegger. Seitdem habe ich immer die entsprechenden Medikamente und genügend Taschentücher dabei, selbst wenn ich nur kurz das Haus verlasse. An Reisen ist eigentlich gar nicht zu denken. Selbst Fahrten zu Freunden unternehme ich immer mit meinem Wohnmobil. Da habe ich die Toilette dabei, ich bin völlig unabhängig, das beruhigt ungemein. Mit der eigenen Toilette reisen ist großartig. Ansonsten kenne ich die sanitäre Lage meines ganzen Viertels, ich kenne jede öffentliche Toilette, jede Gaststätte und die Anlagen in den Einkaufszentren. Alle Klofrauen der Stadt begrüßen mich mit meinem Vornamen, wenn ich komme. Ich habe auch gelernt, mit meinem Reizdarmsyndrom offensiv umzugehen. In anderen Städten gehe ich mit Freunden auf Toilettensuche, das ist zugleich lustig und entspannend. Ich mache mir nebenbei kleine Markierungen in den Stadtplan. Nur manchmal, wenn ich bei anderen zu Besuch bin und die Toilette gerade besetzt ist, beschleicht mich ein mulmiges Gefühl. Gerade jetzt könnte ich aufs Klo müssen. Aber was soll’s? Ich bin praktisch angstfrei und führe ein ganz normales Leben.“
„Natürlich gibt es das Argument: Wenn das alle machen würden. Dann bräche doch ‚die Ordnung‘ zusammen. Aber was wäre denn, wenn jeder morgen früh zehn Kilo Käse kaufen geht? 80 Millionen Leute in Deutschland, das macht 800.000 Tonnen Käse. Bricht dann die Käseversorgung zusammen, wird dann der Käsenotstand ausgerufen? Nein, denn es machen nie alle das gleiche – obwohl dieses System uns permanent dazu erziehen will.“
„Spaziergang im Wedding, Koloniestraße. Hier fing alles an, hier war 1981 auf der Klassenfahrt unsere Jugendherberge. Von hier aus begann meine niemals endende Entdeckungsreise durch die große Stadt. Momentaufnahmen, Schnappschüsse ohne Apparat: die Hinterhofwerkstätten, die alten Mietskasernen mit ihren verblichenen Graffiti, der türkische Rentner, die Studentin mit den langen Händen und den dramatisch geschwungenen Augenbrauen, die feiste backenbärtige Preußenvisage, der rührend armselige Laden namens „Mild Wedding“ (‚Wild Wedding‘ von Billy Idol ist bestimmt die heimliche Hymne des Bezirks) mit dem handgemalten Schild ‚CDs, Platten, Kunst‘ – letzteres sicher ganz ironiefrei gemeint.“
„Ich sitze bei schönem Wetter schräg gegenüber dem Viktoriapark vor einem Lokal, da entwickelt sich genau vor meinem Tisch folgende Szene: Ein Typ läuft auf dem Bürgersteig vorüber und sein Walkman kracht plötzlich auf den Boden, Batterien und Plastikteile spritzen davon. Etwa eine Minute betrachtet er fassungslos und kopfschüttelnd das Unglück, dann wirft er seine Jacke und ein Paar Flip-Flops, die er auf dem Arm getragen hat, neben den Walkman und tobt eine Weile schreiend um seinen Besitz. Schließlich hebt er alles auf und geht. Ich habe das Gefühl, jede Kleinigkeit könnte diesen Menschen in eine lebende Bombe verwandeln.“
„Endlich wird das langjährige Erdulden seniler Ergüsse an Supermarktkassen belohnt. Und das kam so: Nach dem Aufstehen bin ich heute gleich ins Gasthaus, um den beliebten Steakteller ‚Mixed Grill Spezial‘ aus dem Hause Cascada am Wilmersdorfer Volkspark mit einem Glas Bier hinunterzuspülen. Nach dem halbstündigen Rückmarsch durch die sommerlich warme Stadt ging ich zu Aldi, um Mineralwasser und Wein zu kaufen. Mit vier Flaschen auf dem Arm balancierend stand ich schließlich schweißüberströmt an der Kasse, wo eine alte Dame mit Rollator tatsächlich meinte: ‚Gehen Sie nur vor, junger Mann. Sie kommen von der Arbeit, das sieht man ja‘. Und eine zweite Rentnerin hat mich dann auch noch vorgelassen. Wenn diese Menschen wüssten ...“
„Und Daffy kommt auch? Ich finde ja, man braucht die Daffys dieser Welt. Wenn's dir schlecht geht, wenn dein Leben den Bach runter geht und du die Scheiße an der Hacke hast - dann gibt es immer noch Daffy. Der wohnt noch zu Hause und erzählt dir von seinem neuesten Fahrradzubehör, weil er nie den Führerschein geschafft hat. Winzeremos“
„Du weißt ja gar nicht mehr, wem du heute noch trauen kannst. Ein Kumpel von mir sieht aus wie ein Aussteiger, er ist Vegetarier und spielt in mehreren Rockbands Gitarre. Aber in Wirklichkeit ist er VWL-Professor an einer FH und wählt FDP, Klimawandel und Armut gibt es seiner Meinung nach gar nicht. Er predigt als Beamter seinen Schutzbefohlenen vormittags das Evangelium des Neoliberalismus und schwärmt nachmittags von der Schönheit der Natur, durch die er als Jogger hechelt.“
“Es war Ende der siebziger Jahre und ich war in der siebten Klasse. Ich stand mit ein paar Freunden auf dem Schulhof, es war große Pause. Da kam ein Typ mit langen Haaren auf den Hof und setzte sich auf den Boden, ohne mit jemandem zu sprechen. Der Lehrer, der die Pausenaufsicht hatte, ging zu ihm und sagte ihm, er solle sofort das Schulgelände verlassen, da er einen Schulverweis hätte und das Gymnasium nicht mehr betreten dürfte. Der Lehrer war um die Fünfzig, hatte eine sorgfältig überkämmte Glatze, einen gewaltigen Bierbauch und trug Hosenträger. Der Langhaarige weigerte sich, aufzustehen und den Pausenhof zu verlassen. Wir standen inzwischen im Kreis um die beiden herum. Da holte der Lehrer den Hausmeister. Der Hausmeister holte einen Gartenschlauch und schloss ihn an eine Wasserleitung an. Minutenlang zielte er mit dem Wasserstrahl auf den Ex-Schüler, der schweigend sitzen blieb und nur den Kopf senkte. Es war eine beklemmende Situation. Je länger es dauerte, umso beschämender war die ganze Szene. Dann wurden wir in unsere Klassenzimmer zurück geschickt. Ich weiß nicht, wie die Geschichte ausging.“
The Police - Masoko Tanga. https://www.youtube.com/watch?v=NwW3N6UW9XU

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