Donnerstag, 20. August 2015

Kapitalismus ist doof

„Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.“ (Ingmar Bergman)
Kapitalismuskritik ist die neue Trend-Belanglosigkeit. Dazu möchte ich Ihnen heute eine Diskussionshilfe für den nächsten Mädelsabend im Sushi-Restaurant oder die nächste Tresenrunde mit den Jungs geben.
Nach Elisabeth Kübler-Ross gibt es fünf Phasen im Umgang mit dem Kapitalismus: Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz.
„Ich werde nicht ausgebeutet. Markwirtschaft gibt es seit zehntausend Jahren. Anderen geht es noch schlechter.“
„Warum werden eigentlich immer die Unfähigsten befördert? Ich könnte den ganzen Saftladen in die Luft sprengen.“
„Wenn ich mit dem Chef rede, könnte ich freitags früher gehen. Und die Reisekostenabrechnungen soll der Neue machen.“
„Mein ganzes Leben habe ich in diesem verschissenen Büro verbracht. Wozu lebe ich überhaupt?“
„Wenn ich mir die Jugend anschaue, kann ich froh sein, dass ich in zehn Jahren in Rente gehe. Und ich kriege wenigstens noch was, bevor die Rentenkasse den Bach runter geht.“
Okay, Kübler-Ross ist Sterbeforscherin und hat sich mit dem Tod beschäftigt. Aber wo ist da der Unterschied?
Was können wir gegen den Turbokapitalismus machen? Nichts. Gar nichts. Und das meine ich jetzt gar nicht zynisch. Komplett aussteigen. Dauerstreik. Nicht mehr am System teilnehmen. Keine "Erwerbstätigkeit", keine Steuern zahlen (bis auf die unvermeidliche Sektsteuer, Branntweinsteuer usw.). Wählen sowieso nicht.

Aber den Mut zur Untätigkeit bringen wir nicht auf. Wir sind es gar nicht gewohnt, nichts zu tun. Gerade Deutsche sind hoffnungslose Fälle, wenn es um die einzige Strategie geht, mit der man den Leistungswahn und die Gewinnsucht, den Ehrgeiz und die Gier besiegen kann. Bei sich selbst schon mal gar nicht. Wie dann bei anderen? Stattdessen stellen wir uns jeden Abend, wie besoffen von unserem grenzen- und gnadenlosen Narzissmus, die Frage, warum ausgerechnet wir nicht reich und berühmt geworden sind.
Hatten Sie ein angenehmes Gespräch über das Thema Kapitalismus? Wie war das Sushi? Hat das Bier geschmeckt? Morgen gehen Sie wieder ins Büro, oder? Sehen Sie. Kapitalismuskritik ist die neue Trend-Belanglosigkeit.
P.S.: Vergessen Sie catcontent. Der neue Trend: loricontent.
https://www.youtube.com/watch?v=18-xvIjH8T4
Nächste Woche: wombatcontent.
Comeback Kid - Because Of All. https://www.youtube.com/watch?v=mMysbcuZnUs

1 Kommentar:

  1. Alles sehr richtig. Ich glaube, dass das Nichtstun in jeder Hinsicht das größte Tabu, das größte "Verbrechen" in unserer deutschen Gesellschaft ist. Das Nicht-wählen-gehen ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn ich Leuten erkläre, dass ich nicht aus Desinteresse nicht wählen gehe, sondern weil ich das System nicht bewusst unterstützen will, stoße ich meistens auf großes Unverständnis.

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