Donnerstag, 7. Januar 2016

Blogstuff 17

„Es ist wahr: Wir leben in einem Verließ. Aber die Tür ist offen – von A wie Abenteuer bis Z wie Zyankali.“ (Lupo Laminetti)
Irgendwann wurde er arbeitslos, dann Hartz IV-Empfänger und schließlich hatte er es einfach ganz aufgegeben. Kein Geld mehr, kein Stress mehr. Und es ging. Es lief sogar ganz gut. Die meisten Menschen haben Angst vor dem Nichts. Aber wenn du mal dort bist, ist es gar nicht so schlimm. Du hast alle Möglichkeiten. Du kannst machen, was du willst. Und wenn sich deine Träume nicht um materielle Dinge drehen, wenn du ohne Auto, Mallorca und Flachbildschirm leben kannst, wird die Zeit von Tag zu Tag leichter. Alles verliert Gewicht, Vergangenheit und Gegenwart werden wunderbar klein, du tauchst ganz tief hinein, du führst das Leben eines Tiers – im besten Sinne des Wortes: Animalische Lust, animalische Gegenwart, animalische Instinkte. Du gehst erst auf die Jagd, wenn der Kühlschrank leer ist. Hat er jedenfalls erzählt …
Mein Lieblingsblogposteröffnungssatz: „Ich habe lange überlegt, ob ich mich zum Thema XY äußern soll.“ Halt die Schnauze und fang endlich an! Mir esse zeitisch, wie man in Rheinhessen sagt.
Natürlich ist es eine Auszeichnung, den Literaturnobelpreis nicht zu bekommen, so wie Kafka, Joyce oder Proust ihn nicht bekommen haben. Aber Johnny Malta wusste, dass er den verdammten Preis eines Tages kriegen würde. Spät erst, vielleicht so mit siebzig oder fünfundsiebzig, aber er würde ihn kriegen. Und dann würde er bei seinem alten Kumpel Heinz im Garten sitzen, im Kreise seiner Enkel, also der Enkel von Heinz, Sie verstehen sicher, und Heinz würde zu ihm sagen: „Johnny, ich habe es immer gewusst. Ich habe nie an dir gezweifelt.“ Und der legendäre Johnny Malta würde milde lächeln, weise nicken und einen tiefen Schluck aus seiner Bierflasche nehmen. So wird es kommen und so wird es sein.
Ausflugstipp: Wenn Sie einmal die Villa Bonetti in der Upper West Side von Bad Nauheim besuchen, um jener weltberühmten, opulenten Pracht der Wortgirlanden unseres Dichterfürsten Ihre Referenz zu erweisen, versäumen Sie nicht einen Abstecher in die hessische Rosenmetropole Steinfurth. Der Stadtteil im Norden Bad Nauheims ist in jedem Sommer von schweren Duftwolken erfüllt, die den Millionen Rosenstöcken dieses floralen Juwels entströmen. Glanzvoller Höhepunkt ist der Rosenhof Schultheis, hier wurde 1868 die erste Rosenbaumschule Deutschlands gegründet. 1970 kamen vierzig Prozent der deutschen Rosenproduktion aus Steinfurth, bevor auch dieser blühende Wirtschaftszweig von der Globalisierung vernichtet wurde. An der Villa Bonetti finden Sie die weiße, stachelfreie Kletterrose „Mme Alfred Carrière“: Anmutige Blütengesichter nicken dem geneigten Betrachter huldvoll zu, während er im Geiste die Verse des großen Meisters deklamiert. Die Prunkräume des weitläufigen Künstleranwesens können übrigens sonntags von zehn bis sechzehn Uhr auch von gewöhnlichen Menschen wie Ihnen besichtigt werden.
Genießen Sie dazu ein alkoholfreies Doppelbockbier der Brauerei Waldorf.
Wieviel Zeit verbringt der digitale Höhlenmensch eigentlich in geschlossenen Räumen? Im Vergleich zu unseren Vorfahren ist in unserer Welt immer Winter.
Unser Geist besteht aus Wille und Vernunft, Gedächtnis und Gefühl.
„Flores de fuego“ ist der Name der einzigen rein weiblichen Biker-Gang (HQ: San Diego). Der älteste, tatsächlich existierende Motorradclub der Welt ist der Yonkers Motorcycle Club, der 1903 im New Yorker Stadtteil Yonkers gegründet wurde. Motto: „If Ya Can't Party, Go The Fuck Home!"
„Zerlaufene“ Dali-Uhren, die man an die Kante einer Kommode hängen kann und die tatsächlich funktionieren, als Geschäftsidee.
Sunniten und Schiiten bekriegen sich im Orient wie weiland Protestanten und Katholiken in Europa. Zum Glück haben wir diese Phase hinter uns. Nach den Religionskriegen hatten die europäischen Kriege einen nationalistischen, ideologischen oder rassistischen Hintergrund, manchmal auch eine Mischung aus allem. Heute brauchen wir diesen ganzen Überbau gar nicht mehr. Wir ziehen nur noch fürs Geld in den Krieg. Wie unsere Vorfahren in der Steinzeit: Da geht es fröhlich singend zur Nachbarhöhle, die Bewohner bekommen eins auf die Rübe und wir holen uns die Mammutkeule. Die Muslime sind so blöd …
Die schlechte Nachricht: Der Rhein ist voller Plastikmüll. Die gute Nachricht: Der Müll ist durchsichtig.
In welchen Verkleidungen der uniformierte Büromensch doch in seinem Urlaub erscheint: Als Strandbesucher, Diskotänzer, Segler, Tennisspieler, Radfahrer, Taucher usw. Geradezu wollüstig schlüpft er stündlich in neue Kostüme.
“I was born guilty and I’ll die lonely.” (The Wild Swans - The Worst Year of My Life)
The Wild Swans - The Worst Year of My Life. https://www.youtube.com/watch?v=GMdVWzUF5xI

3 Kommentare:

  1. Rosenduft in Steinfurth. Herbizide. Besonders abends. Fußpilzfreier Ort.
    Der Metzger ist gut der Bäcker nix.

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    1. Du warst schon da? Vielleicht kannst du mir für die nächsten Bonetti-Stories was über Bad Nauheim erzählen. Ich muss ja irgendwann auch mal dahin ... und dann habe ich vielleicht einen Restaurant-Tipp von dir im Gepäck.

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    2. P.S.: Die botanischen Details (Gerüche, Rosensorte usw.) habe ich aus "Mein schöner Garten". Im Esszimmer liegt ein Stapel alter Ausgaben, in denen ich immer schmökere, während ich auf die Vollendung der Nudeln auf dem Herd, der Pizza im Ofen und irgendwas in der Maschine mit dem PING warte.

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