Sonntag, 29. Mai 2016

Blogstuff 45

„Man sollte jeden Tag mindestens einmal lachen und einmal an den Tod denken.“ (The Walking Dad)
Der Tortenwurf als politisches Ausdrucksmittel hat eine lange Tradition und wurde in Deutschland von Fritz Teufel aus Ingelheim 1968 begründet. Die Linke hat auf die Tortur Wagenknechts gestern genauso humorlos reagiert wie weiland Philip R. als Wirtschaftsminister. Mein Vater hat bei einer Familienfeier mal so eine Nummer abgezogen. Alles war am Küchentisch versammelt und es gab Spaghetti Bolognese. Mein Lieblingsessen, weil ich Geburtstag hatte. Mein Vater schnupperte misstrauisch an seinem Teller und sagte, das Essen hätte einen komischen Geruch. Ich sollte doch auch mal dran riechen. Ich hielt die Nase übers Essen und er drückte mir volle Kanne das Gesicht in die Soße. Ich muss ausgesehen haben wie ein Vollidiot, das Gelächter hat minutenlang gedauert. Was willste machen? Weil alle lachten, lachte ich natürlich mit.
Orville Knox hatte sich im Bereich der professionellen Konfitürenberatung selbstständig gemacht.
Warum gibt es nur Selfies der Kanzlerin mit Flüchtlingen, warum nicht auch mit Obdachlosen oder Hartz IV-Empfängern? Die Zustände in den Obdachlosenasylen sind seit Jahrzehnten skandalös und auf den Baustellen hausen Zehntausende in Containern, ohne dass man die Lebensumstände dieser Arbeitsmigranten jemals zum Thema gemacht hätte.
Kalauer der Woche: Metzgerlehrlinge werden gerne als „blutige Anfänger“ bezeichnet.
Achtung, Wortschatzerweiterung: Für Andy Bonetti gab es nie Stufen zum Erfolg. Es war ein einziges GLISSANDO.
Inzwischen ist der Preis für Fasswein in unserer Gegend auf durchschnittlich sechzig Cent pro Liter gesunken. Den Wein verkauft der Winzer natürlich gerne direkt vom Hof an den Kunden. So kaufe ich meinen Wein ja auch. Aber der Rest geht als Fasswein an die großen Kellereien und damit an die großen Handelskonzerne, deren Filialen wir alle kennen – und damit haben die Weinbauern die gleichen Probleme wie die Milchbauern. Das ist die pure Abzocke. Denken Sie daran, wenn sie demnächst für ein Glas Wein in einem Restaurant fünf Euro bezahlen.
Derzeit schreibt Andy Bonetti an einer Farce über den letzten Tag von Angela Merkel im Berliner Regierungsviertel. Arbeitstitel: „The Dead Lady of Clown Town“ (für diese Überschrift bedanke ich mich bei Cordwainer Smith und der Vorsehung; eine Mark habe ich 1981 für das Taschenbuch mit seinen Kurzgeschichten bezahlt, das ich auf dem Wühltisch eines Ingelheimer Kaufhauses namens „Wertkauf“ entdeckt hatte).
Hätten Sie’s gewusst? Andrea Nahles hat ihren Magister mit einer Arbeit zum Thema „Funktion von Katastrophen im Serien-Liebesroman“ gemacht.
Man kann telefonisch einen Termin bei der Maniküre oder Pediküre ausmachen und dann mit dem Auto hinfahren. Das dauert eine Stunde und kostet Geld. Man kann aber auch einfach im Badezimmer seine Nägel selbst schneiden. Das geht ganz schnell und ist kostenlos. Reiche Leute haben merkwürdige Sitten. Ich kenne sogar eine Sekretärin, die dieses Oberschichtverhalten seit Jahren kopiert.
16. Mai 1966: Beginn der Kulturrevolution in China, 30. Juli 1966: Endspiel der Fußball-WM zwischen Deutschland und England, 14. August 1966: ich komme in Ingelheim zur Welt. Mao, Wembley-Tor, Geburt – das war eine wilde Zeit damals …
Eine Reise ins Unbekannte, ins Ungewisse nennt man eine „Fahrt ins Blaue“. Warum steht die Farbe Blau für das Unbekannte? Und für Poesie, Trunkenheit, Sehnsucht, Romantik („die blaue Blume“) und Melancholie („feeling blue“)? Man kann übrigens auch „ins Blaue hineinreden“, im Berufsleben „blau machen“ und „sein blaues Wunder erleben“, wenn man z.B. einen „blauen Brief“ bekommt.
Für wen ist Gewalt eigentlich wirklich Teil des Lebens? Wann haben Sie zuletzt einen anderen Menschen geschlagen, wann wurden Sie zuletzt von einem Menschen geschlagen? Für die überwiegende Mehrheit von uns spielt Gewalt längst keine Rolle mehr. Aber in den Medien geht es täglich um Gewalt. Als ob man verhindern wollte, dass wir uns endgültig von der Gewalt und vom Krieg entwöhnen.
Prince - Erotic City. https://www.youtube.com/watch?v=uvlhSjObvjk

10 Kommentare:

  1. Das mit der Nahles (offenbar sehr literarisch gebildet die Dame...) habe ich schon mal irgendwo gelesen, wenn das stimmt, wenn das also nicht irgendeiner in die Welt gesetzt hat, es geht mir nicht in den Kopf, dass man über so was eine Magisterarbeit machen können soll, dann gilt sogar meine Einser-Medizin-Prüfung in der Umschulung höher, bestehe ich drauf. Muss eigentlich so sein, sonst wäre ich ja Gesundheitsministerin...


    Der letzte Absatz ist kritisch, aber das wird dir klar sein.

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    1. Beim letzten Absatz bin ich von meiner persönlichen Umgebung ausgegangen, das ist meine eigene Empirie. Wir hatten neulich mal im Freundeskreis die Debatte. Da geht die letzte persönliche Gewalterfahrung eigentlich in die Grundschulzeit oder die Pubertät zurück. Alte Männer und alte Frauen schlagen sich nicht mehr ... Vielleicht kenne ich aber auch einfach zu viele Akademiker.

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  2. Dass das eigene Empirie, Meinung, Definition und Erfahrung ist, ist und war mir auch sofort klar. Es kommt auch darauf an wie man das definiert. Du beziehst dich so wie ich es verstehe nur auf diese Gewaltform schlagen, also stark vereinfacht.

    Was das mit Akademikern zu tun hat verstehe ich allerdings nicht. Empfehlenswert dazu ist der Film „Gegenüber“. Eine Lehrerin und ein Polizeimeister (ich habe den Grad vergessen). Du musst das allerdings abkönnen, da wird explizit gezeigt wie sie auf ihn losgeht, ihn verletzt etc. und nicht nur einmal. Ich sah den Film um 2007 im Heidelberger Karlstorkino und es gab mehr als einen Menschen im Saal, der raus musste (schon weibliche Täterin entspricht nicht gerade der öffentlichen Vorstellung und dann auch noch eine Akademikerfamilie mit zwei studierenden Kindern…).

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    1. Genau. Es geht um die Frage, ob körperliche Gewalt zu unseren alltäglichen Erfahrungen gehört. Nicht strukturelle Gewalt, verbale Aggression usw. Die Medien sind voller Gewalt, nicht nur die Nachrichten. Fünfzig Prozent der Sendezeit im Fernsehen sind dem Krimi gewidmet, wobei fast immer eine Gewalttat (Mord, Vergewaltigung usw.) im Mittelpunkt steht. Und in den Nachrichten geht es dann um Tote in Kriegsgebieten, bei Flugzeugabstürzen usw.

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    2. Es ist vielleicht auch eine Generationenfrage oder eine Frage medialer "Einimpfung". Ich habe für Projekte mehrmals in Kontexten recherchieren müssen, in denen Gewalt eine Rolle spielte. In irgendeinem Beitrag wurde bei mir unter anderem deshalb stark diskutiert weil ich für einen der Texte, die hinter Passwort stehen überhaupt erstmal fragte wer sich dem aussetzen will und auch offen sagte, Recherche war im Schutzhaus. Ich weiß nicht ob du diese Diskussion damals mitbekamst, ich glaube da warst du in Berlin. Die Frauen, die ich damals für dieses abgelegte Projekt interviewte waren alle ab 1970 geboren und es kam nicht eine aus einem Klischeehaushalt. Ohne Grund kommt aber niemand in einem Schutzhaus unter, die Leute (es gibt auch Männer) machen den Schritt häufig erst wenn sie Angst haben, der andere Teil der Partnerschaft bringt sie (oder die Kinder) um. Die Generation, die da die Elterngeneration ist wurde oft zwischen 1950 und 1960 geboren und hatte natürlich große Wirtschaftwunderversporechungen und entsprechende Enttäuschungen. In einer späteren Beziehung sucht man sich unbewusst zumeist das was man von zu Hause kennt.

      Für ein anderes Projekt musste ich mich mal eine Weile mit Texten jetzt junger Menschen kämpfen - jetzt kommt das mit der medialen Einimpfung -, das war grauenhaft. Da werden Vergewaltigungen beschönt und Schlagen in Beziehungen als Zeichen von Liebe interpretiert. (Wurde auch von den wenigen älteren Benutzern der Seiten mitunter harsch angesprochen.) Das sind nicht nur 13-16-jährige Gymnasiastinnen (andere Schulformen wurden da selten genannt), das gibt es auf entsprechenden Seiten noch bei 30-jährigen. Und dieser "50 Shades"-Kram hat ja auch nicht gerade wenige Anhängerinnen bei "Höher gebildeten", obwohl der Typ so offenkundig psychisch gestört ist.

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    3. Ich habe in meiner Zeit als Kiezschreiber mal einen Text über ein Frauenhaus im Wedding geschrieben und Interviews mit den Mitarbeiterinnen geführt. Dann hatte ich ein Gespräch mit der zuständigen Kommissarin, die über häusliche Gewalt im Kiez den Überblick hat. Sie sagte, es wäre schichtübergreifend, d.h. es gibt keine soziale Gruppe, in der es mehr oder weniger Gewalt gäbe.

      Ich selbst bin zuletzt 2003 tätlich angegriffen worden - von einer Juristin!

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    4. Weißt du in welchem Archivjahr ich hier danach suchen muss (falls es im Blog steht)? Walburga, die früher im Wedding lebte, hatte mal eine Frauenhaus-Kooperation als sie noch als "Kreative" galt, das ist drei oder vier Jahre her. Wäre interessant wenn sich das zeitlich überschnitten hätte.

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    5. Den Text habe ich für unser Kiezmagazin "Brunnen 1/4" geschrieben. Den findet man leider nicht im Netz. Aber auf meinem Rechner :o)

      Ü1: Die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben

      Ü2: Frauenort Augusta eröffnet sein Beratungsbüro im Brunnenviertel.

      Die Sonne scheint in die hellen und freundlichen Büros in der Brunnenstraße 75. Etwa fünfzig Besucherinnen und Besucher sind gekommen, um die Eröffnung der neuen Beratungsstelle von Zukunft Bauen e.V. zu feiern. Schnell werden die Vasen knapp, denn die Projektkoordinatorinnen Cornelia Lichtenberg und Sabine Oesterheld bekommen mindestens ein Dutzend Blumensträuße überreicht. In ihrer Begrüßungsrede stellte Frau Lichtenberg das sechsköpfige Beratungsteam vor und bedankte sich bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen für die finanzielle Unterstützung. Der Frauenort Augusta biete bis zu 27 Frauen und Kindern eine sichere und anonyme Unterkunft in zehn Wohnungen, die in Wedding, Mitte und Prenzlauer Berg lägen. Die Wohnungen sind möbliert und bieten den Charakter einer Wohngemeinschaft, zwei bis drei Frauen nutzen die Zufluchtswohnung gemeinschaftlich. Der Frauenort Augusta bietet zusätzlich rechtliche und finanzielle Beratung, hilft auf dem Weg durch den „Behördendschungel“ und im gibt im Idealfall den Impuls für ein neues selbstbestimmtes Leben der Frauen.

      Heidi Depil, die Geschäftsführerin von Zukunft Bauen e.V., begrüßte Polizeioberkommissarin Gabriele Segeritz, Koordinatorin Häusliche Gewalt, Vertreter verschiedener Senatsverwaltungen und anderer Organisationen wie dem Weißen Ring. Seit 1989 engagiert sich Zukunft Bauen e.V. im Bereich Zufluchtswohnungen für Frauen, die Gewaltprävention an Schulen sieht Frau Depil als Anknüpfungspunkt für eine Kooperation mit den Quartiersmanagements vor Ort. Sabine Oesterheld stellte das spezielle Angebot für Gehörlose vor, die zahlreich vertreten waren (Gehörlosenverband Berlin, Unerhört e.V. u.v.a.) und eine Dolmetscherin mitgebracht hatten. Das gesamte Team lerne derzeit die Gebärdensprache, die Wohnungen seien gehörlosengerecht eingerichtet (z.B. Fax). Monika Helling stellte sich abschließend als Ansprechpartnerin für die Kinder und Jugendlichen im Projekt vor. Sie berät bei Kita- und Schulanmeldung, Sorgerechtsfragen und hat Adressen von Kinderärzten usw. parat. Zudem gäbe es ein Präventionsprojekt gegen häusliche Gewalt und die Ausbildung von Multiplikatoren zum Thema. Beim anschließenden Buffet konnten sich die Gäste kennenlernen und das angenehme Ambiente in den neu bezogenen Büros geniessen.

      Sprechzeiten des Frauenorts Augusta: Mo + Do 10 – 13 Uhr, Di + Mi 14 – 17 Uhr.

      Tel.: 030/28598977

      E-Mail: frauenort-augusta@zukunftbauen.de

      Web: www.frauen-zuflucht.de

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    6. Ich muss Walburga mal hier hin leiten, dann kann sie beurteilen ob sie das mitbekommen hat. Das mit den Gehörlosen hatte ich anderweitig mitbekommen.

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  3. Blau.
    Seltsamerweise sind auch alle Blumen, die Ferne und Sehnsucht zu tun haben blau. Z.B. Wegwarte und Vergissmeinnicht.Letztere ist angeblich weltweit in etwa gleich benamt.

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