Sonntag, 8. Oktober 2017

Bericht aus dem Kriegsgebiet

„Ich werde den geistig umnachteten senilen Amerikaner endgültig mit Feuer bändigen.“ (Kim Kong, Mordkorea)
Ich bin jetzt vierzig Tage hier. Ursprünglich bin ich mit einigen Freunden zu einem Kurzurlaub in dieses Land gekommen. Dann begannen die Kämpfe und wir wurden in diesem Gebiet eingeschlossen. Es umfasst im Wesentlichen das Bahnhofsgelände und einige angrenzende Straßen. Seit dem Beginn der Kämpfe verlässt kein Zug mehr diesen Bahnhof, wir kommen hier nicht raus. Ich selbst habe an den Kämpfen nicht teilgenommen, ich habe auch keine Waffe. Die meisten hier warten einfach, dass es aufhört. In den letzten Wochen sind aber auch Leute in dieses Gebiet gekommen, die kämpfen wollen, die nur zum Kämpfen angereist sind. Anfangs hätte eine der Kriegsparteien das Gebiet sicher problemlos einnehmen können. Ich weiß nicht, warum das nicht passiert ist. Wir saßen einfach hier fest, Leute aus vielen verschiedenen Ländern. Es passierte nicht viel. In den ersten Tagen konnte ich noch nach Hause telefonieren, jetzt ist mein Akku leer. Strom gibt es hier keinen. Mein Handy habe ich verkauft. Der Schwarzmarkt ist an den Gleisen des Güterbahnhofs, ganz am Rand dieses Gebiets, da wo die Zone beginnt, die niemand betreten möchte, denn dort wird gelegentlich geschossen. Anfangs haben wir von den Lebensmitteln gelebt, die es auf dem Bahnhofsgelände gab, in Geschäften und Güterzügen. Jetzt kaufe ich sie auf dem Schwarzmarkt. Ein Schokoriegel kostet einen Euro, ein Päckchen Taschentücher auch. Man benutzt Taschentücher als Toilettenpapier, die Toiletten sind allerdings in einem erbärmlichen Zustand, viele benutzen die Gebüsche. Sie können alles kaufen, wenn sie Geld haben. Der Wein ist aber erbärmlich. Rosinen sind sehr günstig, die können sie hier massenhaft kaufen, keine Ahnung, warum das so ist. Gestern habe ich eine junge Frau gesprochen, die sich sogar einen Passierschein gekauft hat. Sie ist auf eine Party gegangen und kam trotzdem zurück, weil ihr Freund hier ist. Ich habe keine Ahnung, wann wir hier rauskommen. Es gibt natürlich viele Gerüchte. Angeblich verhandeln die Regierungen vieler Staaten, deren Bürger hier festsitzen, mit den Kriegsparteien. Es soll Demonstrationen für unsere Freilassung geben. Es ist von Lösegeldzahlungen die Rede, vielleicht darf auch das Rote Kreuz kommen. Aber es sind eigentlich hauptsächlich jüngere Menschen hier, wir haben keine Probleme mit Krankheiten und Verletzten. Es wird zwar gelegentlich geschossen, aber ich habe noch keinen Toten gesehen, niemand mit Schussverletzungen. Ich frage mich, wie die jungen Männer mit den Waffen überhaupt in unser Gebiet gekommen sind. Vielleicht haben sie auch Passierscheine gekauft, hier wird ja mit allem gehandelt. Solange man Geld hat, kann man leben. Ich möchte natürlich so schnell wie möglich hier raus, man kann in diesem Kriegsgebiet nichts tun, außer rumsitzen und warten. Ich will gar nicht wissen, wie es wird, wenn ich kein Geld mehr habe.
Prince – Bob George. https://www.youtube.com/watch?v=RTt4h8HVhx4

1 Kommentar:

  1. ... DANK XAVIER (ړײ)

    *fröhlichenMorgääähn-Sonnenaufgangs-SONNTAGsgrußdazustell...undfrischenheißenKAFFEEmitCroissants...zwinker*

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