Montag, 9. Juli 2012

Der analoge Flaneur

Der analoge Flaneur findet sich vorzugsweise in den großen Städten. Auf dem Land gibt es sein Pendant, den analogen Wanderer. Der analoge Flaneur spaziert gemächlich durch die Straßen und Parks, er sieht den Menschen zu und betrachtet die Gebäude, er hört Gespräche und Gezwitscher, er spürt die Sonne im Gesicht und lässt dabei seine Gedanken von der Leine. Er ist vollkommen unverkabelt, während er draußen in der Welt unterwegs ist. Er hat keinen Stöpsel im Ohr, um Radio oder Musik zu hören. Er hat kein Smartphone, keinen Tablet-Computer und kein elektronisches Buch dabei. Der analoge Flaneur ist entkoppelt von der modernen Technik. Alles, was ihn mit der Welt noch verbindet, sind seine Schuhsohlen. Er ist vollständig der Realität und seinen Träumen ausgeliefert, nichts lenkt ihn ab von der absichtslosen Bewegung im Hier und Jetzt. In zwanzig Jahren wird eine Figur wie der analoge Flaneur unvorstellbar geworden sein.

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