Samstag, 27. Juli 2013

"Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis"

Der japanische Anime-Film „Hotaru no haka“ („Die letzten Glühwürmchen“) erzählt das Schicksal eines Geschwisterpaars im Zweiten Weltkrieg. Dieses Meisterwerk ist wie das Leben selbst: schön und traurig, grausam und voller Poesie. Für viele Menschen ist es der traurigste Film der Welt. Ich glaube, diese Zuschauer sind deswegen so erschüttert, weil sie den Film durch „westliche“ Augen sehen. Aus Sicht eines aufgeklärten, rational denkenden und materialistisch orientierten Europäers ist der Film eine reine Passionsgeschichte – im Gegensatz zur biblischen Erzählung gibt sie uns jedoch keine Hoffnung und kein Happyend. Eine lineare Abfolge von Unglücken, an dessen Ende der Tod einer kompletten Familie steht. Eine fürchterliche, eine unerträgliche Katastrophe, die uns sprachlos und mit Tränen in den Augen zurück lässt, und die sich für alle Zeiten in unser Gedächtnis einbrennt. Dass es im Kern eine wahre Geschichte ist und keine Erfindung eines Drehbuchautors, macht es noch viel trauriger.
Was wäre, wenn wir diesen japanischen Film durch die Augen eines Japaners betrachten würden? Was wäre, wenn wir ihn nicht analytisch in seine Einzelteile zerlegen, sondern seine Geschichte ein paar Tage auf uns wirken ließen? „Die letzten Glühwürmchen“ hat eine philosophische Botschaft, die auf den Lehren des Buddhismus und Shintoismus beruht. Für einen Buddhisten bedeutet Leben Leiden. Unsere Emotionen, unser Ich verhindern eine harmonische Verbindung mit dem Kosmos und müssen überwunden werden, um das Leiden überwinden zu können. Mit der körperlichen Hülle lässt man auch die Leiden der Welt hinter sich – um womöglich als neues Lebewesen wiedergeboren zu werden. „Shinto“, der Weg der Götter, ist der alte Naturglaube Japans. Im Shinto ist alles beseelt und miteinander verbunden. Die ganze Natur ist göttlich, alles kann ein Gott sein: ein Wasserfall, ein Baum oder ein Berg. Mensch und Natur sind eine harmonische Einheit. Shinto kennt kein Jenseits, sondern nur die unendlichen Metamorphosen der materiellen Erscheinungen. Ein ewiger Kreislauf, symbolisiert in den Tempelbauten, die alle zwanzig Jahre abgerissen und detailgetreu wieder aufgebaut werden. Die kleine Setsuko ist nun ein Kami, ein unsterblicher Geist geworden. Wir sehen sie am Ende glücklich in ihrem Zaubergarten, in dem sie einen wunderbaren Sommer der Freiheit verbracht hat. Ihre gute Seele lebt in allen Glühwürmchen fort.
Setsuko fragt ihren Bruder Seita einmal, warum die schönen Glühwürmchen so früh sterben müssen. Niemand weiß das. Warum leben Glühwürmchen nur kurz und Schildkröten so lange? Wer kann das sagen? Die Natur ist weder gerecht noch ungerecht. Gerechtigkeit ist keine Kategorie der Natur. Setsukos Leben war nach westlichen Maßstäben nur kurz, aber – und das mag überraschen – auch sehr schön. Sie ist in der Geborgenheit einer glücklichen Familie aufgewachsen, auf dieser Basis hat sie Vertrauen zur Welt entwickelt. Sie klagt nicht und sie empfindet ihr Leben auch nicht als Schicksalsschlag, sondern hilft mit ihren winzigen Händen und ihrem erwachenden Verstand, wo sie nur kann. Sie ist bereits sehr selbständig und die Einsamkeit erträgt sie ganz tapfer, während sie alleine auf ihren großen Bruder wartet. Wir hören kein böses Wort von ihr, immer ist sie freundlich und mit allem zufrieden. Ein hässlicher Bunker wird zu ihrer neuen Heimat und sie verwandelt den öden Ort durch ihre bloße Existenz für einen kurzen Augenblick in ein göttliches Paradies. Ein Bonbon oder der Anblick der Glühwürmchen am Abendhimmel machen sie so glücklich, dass sie zu tanzen beginnt.
Und natürlich gibt es für diesen liebenswerten Menschen eine Erlösung. Das Ende des Films ist gut. Sie schläft friedlich ein. Sie bemerkt nicht einmal ihren eigenen Tod. Sie muss nicht die Angst vor dem Sterben aushalten, die wir Erwachsenen alle in uns tragen, obwohl sie den Tod längst kennen gelernt hat. Gibt es für ein Kind einen größeren Verlust als die Mutter? In ihren letzten Augenblicken halluziniert sie ein Glühwürmchen. Ihre Seele gleitet in ein neues Leben hinüber. Ihr Körper ist vom Leiden der Welt erlöst. Sie wacht als guter Geist auf dem Schoß ihres großes Bruders, der immer alles für seine kleine Schwester getan hat, über unsere Gegenwart. Das ist der große Trost der letzten Szene dieses Films. Und danach sollte man sich noch einmal die Anfangsszene anschauen, als ein Fremder die Bonbonbüchse mit ihren sterblichen Überresten auf eine Wiese wirft. Glühwürmchen steigen aus der Wiese in den Himmel empor und Setsuko erscheint. Dazu die schlichte und schöne Kindermelodie. Alles fließt ineinander, alles ist in einem Kreislauf harmonisch miteinander verbunden. Die Gegensätze von Leben und Tod, von Leid und Glück sind aufgehoben.
Ihr kleiner zarter Körper hat der Grausamkeit des Krieges und der Erbarmungslosigkeit dieser Welt nicht lange standhalten können. Ihr Geist lebt jedoch für alle Zeiten fort. Ihr Sanftmut, ihre Freude am Leben, ihre Bescheidenheit, ihre Unschuld und ihre Freundlichkeit fallen wie ein Bündel Sonnenstrahlen in die Finsternis unseres westlichen Denkens und in unseren trostlosen Lebensalltag. Setsuko ist unsterblich geworden. Als Mensch und als Filmfigur. Ich denke oft an sie. Was sie wohl jetzt gerade macht? Spielt sie mit ihrer Puppe oder ist sie am Strand? Ob sie immer noch so gerne Fruchtbonbons lutscht? Sie ist mitten unter uns. Weine nicht um Setsuko, nimm sie einfach auf deinen Arm. „Seita!“ Kannst du ihre Stimme hören? „Lass mich nicht allein.“

Donnerstag, 25. Juli 2013

Schattenleben, zweiter Teil

Mit dem Geld ist es ganz einfach: Viele haben in ihrer Wohnung Geld und Gold versteckt. Schmuck meide ich, denn er ist sehr schwer in Geld zu verwandeln. Dazu müsste man einen Hehler kennen und ich mag keine Kriminellen. Ich nehme an, die Wohnungsbesitzer werden kaum Anzeige erstatten, da es sich im Regelfall um Schwarzgeld handelt und die Versicherung es sowieso nicht glauben würde. Die Geprellten glauben vermutlich an einen normalen Einbruch. Dazu passt auch das zerwühlte Bett, das den Eindruck erweckt, nach Beute abgesucht worden zu sein. So ist im Laufe der Zeit ein schönes Sümmchen zusammen gekommen, alles in allem Goldbarren, Dollar und Schweizer Franken im Wert von über hunderttausend Euro.
Zum Mittagessen gehe ich in ein Edelrestaurant auf der Französischen Straße. Nach diesem armseligen Frühstück brauche ich etwas Anständiges. Zunächst ein paar gebratene Garnelen mit Salat, danach ein saftiges Entrecote und zum Abschluss zarte Crepes. Danach möchte ich noch eine neue Jacke kaufen. Es ist Frühling und der Wintermantel gefällt mir nicht mehr. Er wird verschwinden müssen. Ich kann immer nur mehr als einen Koffer tragen, also brauche ich nicht viele Dinge gebrauchen. Eigentlich bin ich immer auf Reisen wie einer dieser Arbeitsnomaden, die von ihren Firmen durch die ganze Welt geschickt werden.
Aber ich bin nicht wie sie, ich bin der Schatten dieser Arbeitsnomaden. Alles begann mit Paul. Ich war damals in einer Cocktailbar gelandet und sog gerade an meinem zweiten Zombie, als sich zwei Typen in dunklen Anzügen an die Bar setzten. Sie unterhielten sich über ihre Arbeit und fluchten über die vielen Dienstreisen, die sie für ihre Firmen machen mussten. Einer der beiden hieß Paul und erzählte, seit seiner Scheidung würde er in einem Appartementhaus wohnen, in dem seine Firma ein Dutzend Wohnungen angemietet hätte. Für Gäste und für die eigenen Leute, die eine Unterkunft in der Nähe der Firma suchten. Am Ende des Abends hatte ich nicht nur Pauls vollen Namen und Adresse gehört, sondern dass er am darauffolgenden Tag nach London fliegen müsse. Er komme erst eine Woche später wieder.
Und so lebte ich ein paar Tage in Pauls Wohnung, ernährte mich aus seinem Kühlschrank, trank edelste Single Malts und genoss den Blick auf einen gigantischen Flachbildschirm. Das Leben gefiel mir, dass Paul führte. Nur seine Arbeit fand ich schrecklich. Aber die Wohnung, die teuren Klamotten, die DVD-Sammlung – genau mein Stil. Es war kein Problem gewesen, das Türschloss zu öffnen. Klugerweise hatte ich nach einem Semester BWL das Studium aufgegeben und für einen Schlüsselnotdienst zu arbeiten. Notfalls geht man eben mit seinen Arbeitsklamotten vom Schlüsseldienst in ein solches Haus.
Ich hatte mich ein wenig an den Luxus gewöhnt, konnte aber unmöglich bei Paul noch einmal wohnen. Er hatte es sicher gemerkt, dass jemand in seiner Wohnung gewesen war, auch wenn nur Nahrungsmittel fehlten. Persönliche Dinge wie Tagebücher und Briefe lese ich, aber ich stehle sie nicht. Also habe ich meine Methode systematisch ausgebaut: Am Anfang suche ich mir über das Internet die Namen von Managern heraus. Dann suche ich ihr Profil bei Facebook und überprüfte ihre Daten und Bilder auf Xing. Alle diese Trottel sind mit ihrem Bewerbungsfoto auf Xing. Wenn ich sie zweifelsfrei identifiziert habe, checke ich regelmäßig deren Seite. Wenn Sie eine Dienstreise ankündigen und sich beispielsweise über einen langen Trip in die USA lamentieren, sind also ihre Wohnungen frei. Dann die Adresse checken und wenn es sich um ein typisches Dienstwohnungskarussell handelt, wird der Fall interessant. Die Adressen der Dienstwohnungssilos, die von Konzernen angemietet werden, bekommt man über die Werbung im Internet.
Die zweite Wohnung gehörte einem IT-Schnösel namens Tom. Er war auf einer Weiterbildung und wollte anschließend auf Sardinien Urlaub machen. Er hatte einen grauenhaften Geschmack, aber die Wohnung in Dahlem war sehr schön. In wenigen Schritten war man im Grunewald und konnte an den vielen schönen Seen spazieren gehen. Und mit der U-Bahn war ich in einer Viertelstunde auf dem Ku’damm. Tom las keine Bücher, jedenfalls sah ich keine in der Wohnung. Es waren auch keine Bilder an der Wand. In den Schubladen seines Schreibtisches, ein nierenförmiges Stück bleicher Kunststoff mit verchromten Beinen, waren nur Schnellhefter mit Rechnungen und Gehaltszetteln. Er hatte nirgendwo seine persönliche Handschrift hinterlassen und der Computer war passwortgeschützt. Außerdem besaß er mindestens zwanzig Paar Turnschuhe in allen Leuchtfarben und ein altes Skateboard auf dem Schrank. Damals war ich noch sehr schüchtern. Nach zwei Wochen packte ich meine Sachen, putzte und räumte auf, um mir eine neue Behausung zu suchen. Heute würde ich ein schönes Bild kaufen und es an die Wohnzimmerwand hängen. Ich würde neue Bettwäsche kaufen und vielleicht sogar eine Schachtel Pralinen auf dem Kopfkissen hinterlassen. Aber damals wollte ich keine Spuren hinterlassen, sondern unsichtbar bleiben. Ich wollte nur die süßen Früchte ihres Lebens kosten, ohne an diesem Leben wirklich teilnehmen zu müssen, aber im Grunde waren mir diese Menschen vollkommen egal.
Das änderte sich, als ich zum ersten Mal bei einer Frau wohnte. Viele kleine Details fielen mir auf: eine elegante kleine Vase auf einem Fensterbrett, die Farbkombination der Kissen auf dem Sofa, ein Block voller Landschaftsskizzen im Schlafzimmer. Das Bild im Internet zeigte eine selbstbewusste Frau Mitte Dreißig, gutaussehend und alleinstehend. Ihr Name war Dina. Ich begann, ihr Tagebuch zu lesen, das ich in der Schublade des Nachtisches gefunden hatte. Als Studentin klang sie noch optimistisch, aber im Laufe der Jahre häuften sich die Klagen. In ihrer klaren Mädchenhandschrift begann sie, die Frage nach dem Sinn ihres derzeitigen Lebens und nach Alternativen zu stellen. Ich las stundenlang, tagelang in ihrem Leben und Gedanken. Aber wie konnte ich mich in das Leben einer Unbekannten einmischen?
Manchmal nehme ich mir eine Auszeit und gehe ins Hotel. Geld genug habe ich ja. Diesen ganzen Menschen haben ja viel zu viel Geld, mit dem sie aus Mangel an Phantasie oder Gelegenheit nichts anzufangen wissen. Dann hole ich etwas von dem Geld aus dem Bankschließfach und bleibe ein paar Tage in einem Hotel. In Berlin wird jede Woche ein neues Hotel eröffnet und ich wähle jedes Mal ein neues Haus. Ich bin jederzeit völlig frei in meinen Entscheidungen – diese Manager könnten soviel Freiheit gar nicht ertragen. Es würde sie nervös machen, einen ganzen Nachmittag die Zeitungen in einem Kaffeehaus zu lesen, so wie ich es zu tun pflege. Soll ich sie nun verachten oder soll ich mir Sorgen um sie machen? Und so lange ich diese Frage nicht hinreichend beantwortet habe, benutze ich sie einfach, so wie sie andere benutzen.

Schattenleben, erster Teil

Ich bin jetzt fünfundzwanzig Jahre alt und habe noch nie gearbeitet. Ich habe es auch nicht vor. Wenn ich am Fenster stehe und diesen armen Kreaturen zusehe, wie sie bei Sturm und Regen irgendwelchen kleinen und großen Transporthülsen entgegen eilen, die sie an Orte bringen, die ich gar nicht kennenlernen will. Fabriken, Büros und Geschäfte. Alles voller fremder Menschen, Lärm und greller Beleuchtung. Banale Plaudereien, Neonröhren, eingeschweißte Sandwichs. Es geht um öde Dinge wie Zahlenkolonnen, Handtaschen oder Tütensuppen. Die Menschen stehen im Dunkeln auf, obwohl sie noch müde sind, und ziehen sich alberne Sachen an, die sie freiwillig nie tragen würden. Sie kaufen Sachen, die sie nur für den Job brauchen. Wenn sie etwas machen, vergleichen sie sich immer mit ihren Kollegen oder Nachbarn. Sie haben vielleicht auch Eltern, denen sie etwas beweisen wollen. Sie beschäftigen sich seit ihrem zwölften Lebensjahr mit der privaten Altersvorsorge und wissen mit vierzig nicht, warum sie überhaupt leben. Ich brauche das alles nicht. Mir reicht es, hier am Fenster zustehen und den Leuten zuzuschauen. Ich werde nie zu diesen Kreaturen da draußen gehören. Ich kenne sie nicht und sie kennen mich nicht.
In der Küche habe ich die Kaffeemaschine zum Laufen gebracht. Diese Geräte werden immer komplizierter, aber ich habe die Gebrauchsanweisung in einer Schublade der schneeweißen Einbauküche gefunden. Leider gibt es hier kein Brot, daher begnüge ich mich mit einem Müsli. Die Küche wirkt nicht nur aufgeräumt, sondern auch unbenutzt. Der Mieter dieser Wohnung kocht offenbar nicht oder nicht oft. Im Vorratsschrank finde ich eine Dose Linsensuppe und eine Dose Pfirsiche. Im Kühlschrank ist etwas Käse, Milch und Ketchup. Wahrscheinlich wieder einer dieser Single-Manager, die diese Stadt bevölkern.
Nach dem Frühstück lege ich mich auf das schwarze Ledersofa und frage mich, warum ein einzelner Mensch eine Wohnung dieser Größe mietet. Das Wohnzimmer allein hätte genügt. Die Küche war eigentlich überflüssig, das Schlafzimmer war riesig. Und im dritten Zimmer, einem herrlichen hellen Raum mit Blick auf den Park, standen nur ein paar Kisten und eines dieser als Heimtrainer bekannten Fahrräder, mit denen man auf der Stelle trat. Nach den Sachen im Kleiderschrank zu urteilen, war der eigentliche Bewohner dieser Penthousewohnung einen Kopf kleiner. Aber er konnte ein paar neue Unterhosen und Socken gebrauchen. Er mochte es ohnehin nicht, mit den Jacken und Hosen fremder Leute gesehen zu werden. Jemand konnte sie vielleicht wieder erkennen, obwohl das extrem unwahrscheinlich war und die meisten Menschen sich unauffällig kleideten. Vor allem die Männer trugen praktisch farbfreie Kleidung von hellgrau über dunkelgrau bis schwarz. Dazu weiße Hemden und idiotisch bunte Krawatten, als sei ihr letztes bisschen Individualität in diesen erbärmlichen Stofffetzen geronnen.
Im Augenblick wohne ich am Tiergarten in Berlin. Ich bevorzuge Wohnungen ohne Concierge und ohne viele Kameras. Für die üblichen Kameras reichen Schirmmütze und Sonnenbrille, man wirkt dann auch gleich prominent. Die Luft im Park ist mild. Am späten Vormittag sind die lästigen Jogger mit ihrem beunruhigenden Schnaufen bereits verschwunden und junge Mütter mit Kinderwagen prägen das Bild. Das Leben ist ganz einfach: ausschlafen und frühestens um zehn Uhr das Haus verlassen, dann sind alle Manager schon im Büro. Die meisten kommen müde und mit gesenktem Kopf gegen zwanzig Uhr nach Hause und bei den seltenen Begegnungen im Fahrstuhl ist es von Vorteil, dass man sich in der Großstadt nicht kennt. Es reicht die Beachtung des Dresscodes in einem solchen Gebäude. Nachts kommen die Betrunkenen nach Hause, aber die hört man vorher. Und ich bin abends sowieso gerne zu Hause.
Zu Hause – ein Zuhause im eigentlichen Sinne habe ich schon seit einigen Jahren nicht mehr. Als ich von Zuhause fort ging, sagte ich, dass ich studieren würde. Bei meinen Anrufen erzähle ich meinen Eltern inzwischen, dass ich für eine amerikanische Management-Firma arbeiten würde und landesweit zum Einsatz käme. Wenn ich mit meinem Vater oder meiner Mutter skype, staunen sie immer über die schöne Wohnung, die sie im Hintergrund sehen können. Ich habe schon immer gut gelebt. Aber ich habe noch nie Miete gezahlt. Ich bin ein Mietfrei-Nomade.