Freitag, 10. Januar 2014

Eine Katze

Jeden Tag kommt eine schwarze Katze, deren Herkunft mir unbekannt ist, in den Garten vor meinem Fenster. Mit großer Gelassenheit, ich möchte fast sagen: mit einer aristokratischen Souveränität stolziert sie, wenige Meter von meinem Schreibtisch entfernt, vorüber. Nie sehe ich sie rennen und ich habe sie auch nie dabei beobachtet, wie sie eine Maus fängt. Oft klettert sie auf das moosbewachsene Dach des Gartenhäuschens und lässt ihren Blick minutenlang über den Rasen und die umliegenden Grundstücke schweifen. Das ist ihr Revier, ihr Reich, über das sie jeden Tag gebietet. Wohlgefällig ruht ihr Blick auf den Ländereien, die ihr bis zum Horizont zu gehören scheinen. All die Vögel, Insekten und Würmer stehen weit unter ihr und bilden das Volk ihrer Untertanen. Völlig unbeachtet von uns Menschen führt sie das Leben einer Königin, um das man sie beneiden kann. Wie viele Menschen erreichen in ihrem Leben dieses Stadium der Entspannung, des Selbstbewusstseins und der Zufriedenheit?

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