Freitag, 20. Februar 2015

Der Einzeller

Vor einigen Tagen habe ich geschrieben, dass die Gastronomie in Schweppenhausen verschwunden und damit den Geschäften gefolgt ist. Es gibt nichts mehr in diesem Dorf und neulich fragte mich ein Mainzer Freund in seiner Stammkneipe, dem „Kurfürst“, beim Schoppen, wann wir denn die Ortsschilder abschrauben würden. Aber dieses Dorf lebt. Seit dem Sommer vergangenen Jahres haben wir eine eigene Bibliothek, die „Bücherzelle“. In einer ehemaligen Telefonzelle (auch sie sind vom Aussterben bedroht) werden den lesenden Dorfbewohnern etwa dreihundert Bücher angeboten. Ich selbst habe seinerzeit zwei Dutzend Bücher gespendet, ich erinnere mich an eine Tolstoi-Biographie und einen Hemingway.
Die Idee gab es schon lange. Es wurde oft darüber gesprochen. Das Für und Wider abgewogen. Ein Beispiel für die bedächtige Ruhe des Landmenschen, dessen sorgfältiges Erwägen wohldurchdachter und liebevoll gepflegter Pläne manchmal Jahre dauern kann. Dann wurde im Nachbardorf eine Bücherzelle eröffnet und das Projekt erwies sich als bescheidene Erfolgsgeschichte. Und so bewegte sich die Diskussion in Schweppenhausen schließlich auf ein Ergebnis zu: Das machen wir auch. Und wir haben es gemacht. Das Angebot wird gerne angenommen und die ungeschützte Zelle ist auch noch nicht demoliert oder ausgeraubt worden. Jetzt warte ich auf eine kulturelle Zellteilung.
http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/bad-kreuznach/vg-stromberg/schweppenhausen/futter-fuer-leseratten-aus-der-zelle_14344034.htm
P.S.: Aus meiner aktuellen Lektüre: Gabriel Chevallier schreibt in seinem Roman „Clochemerle“, „dass der Besitz der jeweils allerneuesten Wagen eine Angelegenheit reichgewordener Schweinehändler ist“.
Lafayette Afro Rock Band – Hihache. https://www.youtube.com/watch?v=A3ckIovZRwk

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