Samstag, 11. Juni 2016

Blogstuff 48

„Steter Tropfen höhlt das Sein.“ (Ludwig Wittgenstein)
Die Politik hat sich im Konkubinat der Konzerne behaglich eingerichtet. Wer gegen die herrschende Ordnung aufbegehrt wie die streikenden Franzosen, bewirft die Konkubine mit Steinen, nicht den Kaiser.
Die Bundesregierung hat heute das Gesetz über die neue Bruttokaltrente beschlossen: sechshundert Euro ab 75. Dankesprozessionen in allen deutschen Großstädten.
Preisfrage: Kann Sigmar Gabriel dreißig Sekunden mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen? Ich sage: nein.
Hätten Sie’s gewusst? „Bisamrattenfrikassee à la Meyer“ ist das einzige Gericht, das Sie in Zürich für weniger als zehn Euro serviert bekommen.
Exklusiv: Udo Walz ist der neue Greenkeeper in Andy Bonettis Garten.
Es ist Frühling, die Rapsfelder blühen gelb, die Schlachtfelder blühen rot.
Als ich in der Sauna einen Norweger traf, machte ich mich über seine Fjorde lustig.
Wir reiten unbekannte Tiere und halten uns für mächtige Dompteure. Wir wissen gar nichts. Aber unsere Einbildung erschafft sich eine ganze Welt.
Diese ewige Verdammnis einer endlosen Suche nach Wichtigkeit, nach eigener Bedeutung. Die Könige der Verdammten erhalten eigene Fernsehserien.
„Punkt“ ist ein Wort, bei dem sich sämtliche Fehler, die das fränkische Idiom für uns bereithält, in einer einzigen Silbe vereinigen: Bungd.
Gut sein und gut leben wirkt im Neoliberalismus wie ein Widerspruch.
Auch hier auf dem Land schreitet die Urbanisierung unaufhaltsam voran. Gestern erklärte mir das Nachbartöchterchen stolz, sie habe eine „Cola-Pflanze“ gefunden. Was sagt man dazu?
Manchmal nimmt die Werbung ja die Stimmung in der Gesellschaft stärker auf als die Politik. Ist Ihnen auch aufgefallen, dass die perfekten Models in den Werbespots und auf den Plakaten immer häufiger durch normal aussehende Menschen ersetzt werden, die irgendwie „echt“ aussehen? Und jetzt stellen Sie sich mal vor, wir hätten demnächst einen Familienminister, der bis vor kurzem noch als Sozialpädagoge gearbeitet hätte? Eine Sozialministerin mit Facharbeiterbrief und zehn Jahren Berufserfahrung in China? Einen Bauern als Ernährungsminister?!
Hätten Sie’s gewusst? Andy Bonetti wurde schon im Alter von drei Jahren als Reinkarnation von William Shakespeare erkannt. Sein Geburtsname ist eigentlich Rama Lama Ding Dong. Mit zwölf Jahren wurde bei ihm von einem Germanistikprofessor Authentizismus diagnostiziert, der ihm allerdings operativ entfernt wurde, als er die Risco Tanner-Reihe begann, die bekanntlich ein Riesenerfolg wurde.
Wer mir diesen Mist abgekauft hat, schluckt auch folgende Pointen:
Neulich bin ich in einem Hula Hoop-Reifen steckengeblieben.
Johnny Malta ist seit letzter Woche Mitglied bei „Scherze ohne Grenzen“.
Lesen Sie jetzt das Reisetagebuch von Lupo Laminetti, der für uns Norditalien besucht hat: „Mein Lecco“. Originaltitel: „Lecco mio.“
Wenn ich eine Fritteuse zu Hause hätte, wäre ich schon lange tot.
Nachtisch: Mettpraline an Zwiebelsorbet.
In Andy Bonettis Garagentrakt passt inzwischen keine Luxuslimousine und kein italienischer Sportwagen mehr, in seiner Villa steht in jedem Zimmer ein Großbildfernseher und die Konten seiner Briefkastenfirmen in Panama sind jetzt echt randvoll – er kann einfach nicht mehr. Wohin mit der ganzen Kohle? Bitte klauen Sie das nächste Risco Tanner-Heft! Damit tun Sie Andy Bonetti einen großen Gefallen. Und der hessische Dichterfürst setzt den nächsten großen Trend: Die Reichen haben endlich genug. Sie können den verdammten Zaster nicht mehr sehen.
News-Flash: „Universum soll sich schneller ausdehnen als gedacht“.
Die Älteren werden sich erinnern: Am 26. April 1997 hielt Bundespräsident Herzog von der CSU, also einer der Veränderungshektik doch recht unverdächtigen Partei, seine „Ruck-Rede“. Deutschland am Ende der Ära Kohl (1982-1998) erschien nicht nur ihm als ein Land im Dornröschenschlaf. So ist es heute wieder. Wir werden nicht nur von Dilettanten regiert, sondern von lethargischen Schlafmützen, deren Wille zur politischen Gestaltung völlig erloschen zu sein scheint – einzig der Wille zum Machterhalt, der instinktive Klammerreflex aller Gierigen, ist bei Merkel und Gabriel noch spürbar.
P.S.: Der Text kann Spuren von Gluten enthalten. Sprechen Sie mit mir über inhaltliche Unverträglichkeiten und Allergien.
Fischer Z - So Long. https://www.youtube.com/watch?v=bAXlIu-_TKE

10 Kommentare:

  1. So eine Scheiße, grad heute wollte ich ein par von meinen Milliarden auf AB's Konto schaufeln.
    Werd' ich es eben an "Kaviar für die Reichen" spenden. Ist ja absetzbar.

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  2. Sckl meint...

    womöglich hat das Nachbarstöchterlein die 'Eberraute' gemeint gehabt
    die riecht wirklich nach Coca-Cola
    Suchen, was abzupfen & dran riechen...
    (mir glaubt ja eh niemand was)
    ;-)

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    1. Eberraute? Klingt so, als hätte ich politische Ambitionen :o)

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  3. Friteusen sind echt der kochtechnische Hammer. Wenn man kein Fett reinkippt sondern Wasser. Noch etwas an den Thermostaten gebastelt und hast du die traumhafte Sous-vide Gerätschaft für unter 100 Neumark.
    Kartoffeln, Nudeln. Reis. Ein Traum.

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  4. Matthias, völlig OT, jedoch ist es mir ein Anliegen, dir für deine Einlassungen auf der Schrottpresse gegen/zu einem Kommentator namens PublicViewer zu danken. Nicht nur vergnüglich zu lesen, sondern so was von gut, richtig und wahr.
    Und dein Kommentar auf "Messiasse" wie feynsinn, spiegelfechter, Ditfurth und andere schreibende "linke" Erlöser mit tapfer sich ereifernden Jüngern.

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    1. Nichts zu danken, hat mir Spaß gemacht.

      Die Erlöser-Fraktion wartet immer noch auf den Tag der großen Revolution, an dem der ganze Kapitalismus komplett vernichtet wird. Das hat etwas Religiöses an sich, denn ein solcher Tag wird nie kommen. Der Neoliberalsimsus kam auch nicht an einem Tag über uns, sondern in vielen Schritten über einen längeren Zeitraum (Thatcher, Reagan, Kohl, Schröder usw.). BGE wäre zum Beispiel ein kleiner Schritt, der Millionen von Armen das Leben erleichtern würde. Ist den Salonbolschewisten aber zu kleinkariert bzw. zu konkret. Da übertrifft man sich lieber mit Maximalforderungen.

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    2. Salonbolschwisten, zu der Fraktion zähle ich mittlerweile auch Frau Wagenknecht. Abgesichert durch Heirat mit einem sehr vermögenden "Arbeiterführer" mit Villa im Saarland, selbst abgesichert durch langjährige Mandate mit Pensionsansprüchen und dazu noch Bücher schreiben, die man durch die NDS noch bewerben läßt. Mag ja sein, das Fr. Wagenknecht durchaus richtiges und Wahres schrieb. Damit weckt sie aber keine Wähler, am wenigsten die Ausgegrenzten, Hartz-Opfer und prekär Beschäftigte. Auf der Strasse, vor den JC'n würden Bartsch, Riexinger, Gysy, Kipping, Wagenknecht diese Menschen ansprechen und vllt. überzeugen können. Taten sie aber nicht und werden sie wohl auch nicht tun... Und nicht nur dieser Personenkreis lebt keine wirkliche Solidarität.

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  5. "Wir wissen gar nichts. Aber unsere Einbildung erschafft sich eine ganze Welt."
    Diesen Mist kaufe ich Dir nicht ab.Dieser vom ansonsten großartigen Schriftsteller Schopenauer geklaute Erfahrungsbruchteil gehört zu seiner - nicht zu Unrecht angefeindeten - Rentnerphilosophie.
    Es scheint so etwas wie eine Agnotologie zu geben, derer man sich schuldig machen kann, nämlich einer gezielt eingesetzten Wissenschaft der Verhinderung von Wissen und der Aufrechterhaltung von Unwissen.
    Agnostizismus als marktschnittige Herrschaftstechnik aufzubereiten, ist nicht gerade dazu geeignet,den allgemein verbreiteten Hang zum mythischen Bewusstsein über sich selbst stolpern zu machen.

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    1. Nimm das Wetter als Beispiel: Wir wissen nichts über das Klima, wir wissen nichts über das Wetter im nächsten Monat oder gar im nächsten Jahr. Wir haben von der Natur, die uns umgibt, nur rudimentäres Wissen. Das meine ich. Und selbst von den Dingen, die wir Menschen uns geschaffen haben, wissen wir nichts. Wie viele Menschen können auf Anhieb das Funktionsprinzip eines Kühlschranks erklären? Warum kann man ohne Kabel telefonieren? Ich weiß es nicht. Du vermutlich auch nicht.

      Das ist auch keine Herrschaftstechnik, sondern eine Form der Entzauberung. Wenn wir es nicht wissen, wissen es "die da oben" eben auch nicht. Menschliche Selbstüberschätzung zieht sich durch alle Kreise aller Gesellschaften.

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  6. Sehe in all dem keinen Grund, das Wissen über Wissbares seiner Untauglichkeit zu zeihen.
    Inwiefern soll denn unsere Wetterignoranz uns als Reiter unbekannter Tiere demütigen? Ich bin echt froh, dass an die Stelle von Bittgottesdiensten der Blitzableiter getreten ist. Und dass die Atommeilerei tatsächlich nichtbeherrschte Natur ist, kommt mir als Wissen sehr ungemütlich vor. Liegt aber nicht am Wissen über die Natur der Sache.

    Und was meine mangelhaften Kenntnisse hinsichtlich neuester Technologien betrifft, so sind die eher ein Beleg für das Gegenteil: da gibt es in der arbeitsteiligen Gesellschaft offenbar Leute, die sich mit so was auskennen. Veranlasst mich schon wieder nicht zu einer anzuratenden Selbstunterschätzung.
    An den aufgeblasenen Nullen, von denen die Welt der Anschaffer von Geherdas voll ist, kann das Wissen darüber ebenfalls nicht schuld sein.
    Lass Du mir das Wissen ungeschoren!

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